Hanna Johansen, geboren am 17. 6. 1939 in Bremen. Studium der Germanistik, Altphilologie und Pädagogik in Marburg und Göttingen, ohne Abschluss. 1967 bis 1969 Aufenthalt in USA, 1970 in Genf. Seit 1972 in Kilchberg bei Zürich. Korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt, und Mitglied des PEN-Zentrums der Schweiz. Johansen starb am 25. 4. 2023 in Horgen bei Zürich.
* 17. Juni 1939
† 25. April 2023
von Samuel Moser und Anna Katharina Ulrich
Essay
Hanna Johansens erster Roman „Die stehende Uhr“ (1978) ist ein außergewöhnliches Stück literarischer Selbsterfahrung einer Frau. Die autobiografischen Bezüge der Ich-Erzählerin lässt die Autorin kaum kenntlich werden. Ihr Leben ist reduziert auf eine banale Situation: „Die Sache ist die, daß ich im Zug sitze.“
Daran ändert sich im Verlauf des Romans kaum etwas. Am Ende sitzt die Erzählerin immer noch im selben Zug, auch wenn sie ihn unterwegs an verschiedenen Bahnhöfen verlassen hat, einmal sogar in voller Fahrt oder mit Hilfe der Notbremse. Der Zug fährt nicht von A nach B. Seine Fahrt hat weder Anfang noch Ende oder Ziel. Man befindet sich vor oder nach Hannover. Dann scheint der Zug im Kreis oder übers Wasser zu fahren. Ebenso unmöglich wie die geografische Orientierung ist die zeitliche. ...